Spielablauf

Das ideale Canastaspiel ist ohne Zweifel das Spiel zu viert. Es bietet dem Spieler unendlich viele Kombinationen und gibt ihm Gelegenheit, seine Fähigkeiten zu zeigen und seine Meisterschaft unter Beweis zu stellen. Hier der Ablauf eines Spieles zu viert vom Beginn bis zum Ausmachen genau geschildert werden, um an Hand eines praktischen Beispiels die Spielregeln begreiflich zu machen, die man nur durch die Praxis erlernen und behalten kann.

Die Bezeichnung der vier Spieler soll so erfolgen, wie es beim Bridge üblich ist:

NORD
WESTOST
SÜD

Nord und Süd bilden eine Partnerschaft, West und Ost sind ihre Gegner. Aus dem Kartenpaket zieht jeder der vier Spieler eine Karte. Nord-Süd haben ein As und eine Dame gezogen, West-Ost einen Zehner und einen Fünfer. Stets bilden die beiden hohen Karten gegen die beiden niederen eine Partnerschaft. Die Sitzordnung der vier Spieler ist somit bestimmt. Nord hat das erste Spiel, weil er die höchste Karte, das As, gezogen hat, daher ist West der Teiler. Beim nächsten Spiel ist Nord der Teiler und Ost Vorhand, usw.

West mischt die beiden Pakete Karten, Süd hebt ab. Dass man, wenn man einen Joker abhebt, diesen "rauben" darf, ist Sache des Übereinkommens. Den Regeln entspricht dieser Usus nicht. West teilt im Sinne des Uhrzeigers, also von links nach rechts, einzeln jedem Spieler 11 Karten. Der Rest der Karten bildet den Stoß, den West in die Mitte des Spieltisches legt. Nim schlägt er die oberste Karte auf und legt sie neben den Stoß. Nehmen wir an, diese Karte sei ein Sechser. Die Spieler nehmen ihre Karten auf und ordnen sie nach den Valeurs.

Nord hat in seinem Blatt:
J (2er) - A - D - B - B - 10 - 9 - 8 - 7 - 5 - 3r
Sein Blatt ist keineswegs ideal, er hat nur 1 Buben-Paar und 1 unechten Joker, zu wenig also, um mit 50 Punkten herauszugehen. Dagegen hat er einen roten Dreier (3r). Diesen legt er sofort heraus und kauft dafür vom Stoß eine Ersatzkarte - einen Fünfer. Er hat nun wieder 11 Karten in der Hand. Den aufgeschlagenen Sechser kann Nord nicht kaufen, er muß vom Stoß kaufen und kauft einen Siebener. Nach dem Kauf sieht sein Blatt also folgendermaßen aus:
J(2er) - A - D - B - B - 10- 9 - 8 - 7 - 7 - 5 - 5
Auch jetzt kann er nicht Figuren im Wert von 50 Punkten herauslegen, er muß warten, bis er zu seinen Paaren einen Dritten kauft. Nun heißt es, eine Karte ablegen - er wählt den Achter und legt ihn auf den bereits aufgeschlagenen Sechser. Diese abgelegten Karten bilden das für jeden Spieler so begehrenswerte Paket. Es ist für jeden Spieler von großer Wichtigkeit, sich die im Paket liegenden Karten nach Tunlichkeit zu merken, damit er jederzeit weiß, ob das Paket für ihn wertvolle Karten enthält. Der Spieler, der in dieser Hinsicht das beste Gedächtnis hat, ist den andern unbedingt überlegen. Nord hat sein Spiel beendet, Ost kommt an die Reihe.

Ost hat in seinem Blatt:
J - A - K - K - B - 9 - 8 - 6 - 6 - 5 - 4
Auf dem Paket liegt, oben ein Achter. Ost würde das Paket gerne kaufen, selbst wenn er dazu seinen Joker opfern müßte. Der Joker und 2 Achter würden einen Drilling ergeben, überdies weiß er, daß als erste Karte ein Sechser liegt, so daß er einen weiteren Drilling bilden könnte. Nun besteht aber die Regel, daß man beim erstmaligen Herauslegen nur dann das Paket kaufen darf, wenn man zwei Karten vom Wert der obersten Karte in der Hand hat. Hat man bereits herausgelegt, dann darf man das Paket kaufen, auch wenn man nur 1 Karte vom Wert der obersten Karte des Pakets und 1 Joker im Blatt hat, um einen Drilling zu bilden. Ost kann also das Paket nicht kaufen, er kauft vom Stoß, und zwar - einen Sechser, er hat also jetzt einen Sechser-Drilling. Ost kann und muß herauslegen. Er könnte seinen echten Joker zu dem Königs-Paar legen (70 Punkte), wird es aber vorziehen, den Joker an den Sechser-Drilling zu legen (65 Punkte), was zur eventuellen Bildung eines Canastas vorteilhafter ist, weil hier schon 4 Karten vorhanden sind. Ablegen wird er den Vierer. Sein Blatt sieht nun folgendermaßen aus:
A - K - K - 9 - 8 - 5

Süd hat im Blatt:
J(2er)- J(2er) - K - D - B - 10 - 7 - 7- 4 - 4 - 3schw.
Süd kann das Paket kaufen, denn er hat 2 Vierer in der Hand und kann mit 50 Punkten heraus (2 Vierer + 2 unechte Joker - 55 Punkte). Er könnte auch herauslegen, ohne das Paket zu kaufen, nämlich 2 Vierer + Joker (2er) und 2 Siebener + Joker (2er) - 60 Punkte, wird das aber zumal in der ersten Runde nicht gerne tun, denn er müßte 2 unechte Joker opfern, um diese armseligen Figuren zu bilden. Süd kauft also das Paket, und zwar legt er zunächst seine 2 Vierer samt den 2 Jokern auf den Tisch und darf dann erst den dritten Vierer samt dem Paket in sein Blatt nehmen. Dieser Vorgang ist aufs korrekteste zu beachten! Jeder Spieler, der das Paket kauft, muß durch Herauslegen der betreffenden Karten erst beweisen, daß er das Paket mit Recht kaufen kann! Nun muß Süd eine Karte abwerfen. Den Sechser kann er nicht legen, weil Ost Sechser auf dem Tisch liegen hat, seinen schwarzen Dreier (Sperrkarte) will er nicht vergeuden, weil nichts im Paket liegt, er riskiert also, den Achter abzuwerfen.

West hat in seinem Blatt:
J(2er) - K - K - D - 9 - 9 - 9 - 8 - 8 - 5 - 5
Er hat 2 Achter im Blatt und schnappt sofort den von Süd abgelegten Achter. Er legt seinem Partner einen Achter-Drilling und seinen Neuner-Drilling dazu. Seine beiden Paare wird er ungern zerreißen, er legt also die Dame ab. Sein Blatt sieht nun folgendermaßen aus:
J(2er) - K - K - 5 - 5

Nord. Da sein Partner schon herausgelegt hat, könnte Nord die Dame mit Dame + Joker kaufen. Er will aber seinen Joker nicht opfern, sondern zieht es vor, vom Stoß die Chance zu kaufen, in der Hoffnung, aus einem seiner drei Paare einen Drilling bilden zu könen. Wirklich kauft er einen Buben und kann seinem Partner einen Buben-Drilling dazulegen. Zu der Vierer-Figur kann er nichts beisteuern, weil er keinen Vierer im Blatt hat. Er entschließt sich, die Dame abzuwerfen. Es liegen nun schon 2 Damen im Paket.

Ost kann die Dame nicht kaufen, er kauft daher vom Stoß und hat das Glück, einen Neuner zu kaufen. Er kann also zu den bereits auf dem Tisch liegenden 3 Neunem noch zwei dazulegen. Ferner kann er 1 Achter anlegen und hat somit schon 1 Fünfling und 2 Vierlinge auf dem Tisch. Er wirft einen Fünfer ab.

Süd kauft vom Stoß einen roten Dreier, den er sofort herauslegt. Er kauft dafür eine Ersatzkarte, und zwar einen Zehner. Den in seinem Blatt befindlichen Buben legt er an. Er wirft den schwarzen Dreier ab und sperrt damit für den nächsten Spieler das Paket.

West. Das Paket ist gesperrt, er muß jedenfalls vom Stoß kaufen und kauft einen Siebener. Da er ihn nicht brauchen kann, wirft er ihn ab.

Nord kauft mit seinem Siebener-Paar augenblicklich das Paket. Er hat nun in seinem Blatt nach dem Kauf:
J (2 er) - A - D - D - 10 - 9 - 7 - 7 - 7 - 5 - 5 - 5 - 3schw.
Den Siebener-Drilling und den Fünfer-Drilling legt er seinem Partner auf den Tisch, überdies das Damen-Paar mit dem unechten Joker. Er wirft den schwarzen Dreier ab.

Ost kauft vom Stoß einen unechten Joker und legt sein Königs-Paar mit diesem heraus. Den Buben kann er nicht abwerfen, da die Gegner Buben auf dem Tisch haben. Er muß also das As abwerfen, und hat nun nur noch 1 Karte im Blatt, eine unangenehme Situation, zumal wenn man noch keinen Canasta hat. Er hat keine Chance mehr, das Paket zu kaufen, und kann leicht in die Zwangslage kommen, Feindkarten abwerfen zu müssen.

Süd kauft vom Stoß einen echten Joker. Zunächst legt er seine 2 Siebener an und die Dame zum Damen-Drilling. Den Joker will er noch nicht anlegen, weil er nicht weiß, welche seiner Figuren sich schneller zu einem Canasta ausbauen lassen wird. Das kann er um so eher riskieren, als auch die Gegner bisher noch keinen Canasta gebildet haben. Peinlich ist für ihn das Ablegen. König und Sechser darf er nicht abwerfen, weil die Gegner diese Karten auf dem Tisch haben. Er muß also sein einziges Paar, die Zehner, zerreißen und wirft einen Zehner ab.

West kauft vom Stoß einen Siebener. Er legt seine beiden Könige seinem Partner an. Nun hat er nur noch Feindkarten in der Hand, Siebener und Fünfer, beide liegen beim Gegner auf dem Tisch. Er entschließt sich, mit dem Joker (Zweier) das Paket zu sperren.

Nord kann das Paket, das mit dem Joker gesperrt ist, als Nächstsitzender auf keinen Fall kaufen. Er kauft vom Stoß einen Siebener und legt ihn an. Zu einem Siebener-Canasta fehlt also dieser Partnerschaft nur noch eine Karte. Was wird er nun abwerfen? Ost ist ungefährlich; da er nur eine Karte in der Hand hat, kann er das Paket auf keinen Fall kaufen. Immerhin, die Neuner liegen auf dem Tisch des Gegners, wenn West das Paket kaufen kann, würde ihm ein Neuner in die Hand fallen. Nord entschließt sich daher, den Zehner abzulegen.

Ost muß vom Stoß kaufen und kauft einen roten Dreier, den er herauslegt. Als Ersatzkarte kauft er eine Dame. Er hat nun 2 Feindkarten in der Hand, Dame und Bube. Aber die Gefahr, eine dieser Karten abzuwerfen, ist jetzt gering. Denn da der Gegner Damen und Buben auf dem Tisch hat, ist es unwahrscheinlich, daß er in der Hand ein Paar dieser Karten hat, was notwendig wäre, um das mit dem Joker gesperrte Paket kaufen zu können. Ost wirft also eine Dame ab.

Süd kauft vom Stoß einen Sechser und hat nun ein Paar Sechser in der Hand. Obzwar wenig Aussicht besteht, daß Ost einen Sechser abwerfen wird, da er selbst Sechser auf dem Tisch hat, behält Süd dieses Paar, in der Hoffnung, damit das Paket kaufen zu können. Er hat Abwurfkarten genug in der Hand, außer den Sechsern aber kein einziges Paar. Seinen (echten) Joker legt er nun an die 6 Siebener an und bildet damit als erster einen Canasta, und zwar ist es ein "unechter" Canasta. Es scheint natürlich sehr verlockend, auf den 7. Siebener zu warten und einen "echten" Canasta zu bilden, aber das Spiel ist zu weit vorgeschritten, um das zu riskieren, denn die Gegner sind nahe daran, gleichfalls einen Canasta zu bilden und auszumachen. Die Gegner haben 5 Neuner auf dem Tisch und Ost hat nur noch 1 Karte in der Hand! Es war also höchste Zeit, daß Nord-Süd einen Canasta zustande gebracht haben. Süd wirft einen Zehner ab.

West kauft vom Stoß einen Neuner und legt ihn zu den herausgelegten 5 Neunern an. Er wirft fernen Siebener ab. Auch wenn das Paket nicht mit Joker gesperrt wäre, dürfte es Nord nicht kaufen, weil Nord-Süd einen Siebener-Canasta auf dem Tisch haben.

Nord kauft vom Stoß einen unechten Joker (Zweier) und wirft einen Neuner ab. Ost kann das Paket ohnehin nicht kaufen, da er nur 1 Karte in der Hand hat.

Ost kauft vom Stoß einen Sechser. Obzwar Buben beim Gegner auf dem Tisch liegen, will er den Buben in seiner Hand nicht abwerfen, um ihn auf keinen Fall in Feindeshand geraten zu lassen. Andererseits kann er den Sechser doch nicht an seine Sechser anlegen, weil er sonst keine Karte in der Hand behalten würde. Da aber Ost-West noch keinen Canasta haben, darf er nicht ausmachen. Er wirft also den Sechser ab, in der Annahme, daß Süd kein Sechser-Paar in der Hand hat.

Süd hat glücklich spekuliert, indem er sein Sechser-Paar behalten hat, denn er ist nun in der Lage, das Paket samt dem Joker zu kaufen. Er legt zunächst den Sechser-Drilling heraus, um zu beweisen, daß sein Kauf zu Recht besteht. Sein Blatt sieht nun folgendermaßen aus:
J (2er) - A - K - D - 10 - 10 - 10 - 9 - 7 - 3schw.
und er legt heraus: einen Zehner-Drilling, die Dame legt er an den Damen-Vierling an und den Siebener zu seinem Canasta. Den schwarzen Dreier legt er ab, somit für West gesperrt.

West kauft vom Stoß einen Fünfer, er hat nun 3 Fünfer in der Hand, kann aber diesen Drilling nicht herauslegen und ausmachen, weil Ost-West noch keinen Canasta haben. Er muß daher einen Fünfer ablegen.

Nord könnte wohl den Fünfer kaufen, es scheint ihm aber besser, die Chance (vom Stoß) zu kaufen, weil das Spiel offensichtlich seinem Ende zugeht, und es natürlich von großem Vorteil wäre, wenn Nord ausmachen könnte, ehe Ost-West einen Canasta haben. Er hat Glück und kauft eine Dame, die er zusammen mit seinem Joker zu den 5 Damen legt, womit er einen zweiten Canasta bildet. Nim hat er nur noch eine Karte in der Hand, das As, er wirft sie ab und macht aus.

Die Abrechnung sieht nun folgendermaßen aus:

Nord-Süd haben zwei unechte Canasta gebildet, jeder zählt 300 Gutpunkte, zusammen also 600 Punkte. Sie haben zwei rote Dreier. Da sie Canasta haben, zählen diese zusahimen 200 Gutpunkte. Die Prämie für das Ausmachen beträgt 100 Punkte, also ist die sogenannte

Basis 900 Punkte
Points (die Summe der auf dem Tisch liegenden Karten beträgt) 330 Punkte
Minuspunkte (Karten in der Hand von Süd) -60 Punkte

Nord-Süd schreiben also insgesamt 1170 Punkte.

Ost-West haben keinen Canasta, daher zählt ihr roter Dreier 100 Minuspunkte.

Points (die Summe der auf dem Tisch liegenden Karten beträgt) 225 Punkte
Minuspunkte (Karten in der Hand von Ost-West) -20 Punkte

Ost-West schreiben also insgesamt 105 Punkte.